Sonntag, 12. Dezember 2010

Buch: Paulo Coelho - Veronika beschliesst zu sterben...

... oder wir sind nicht verrückt genug?

Veronika ist ein hübsches junges (24 J.) Single Mädchen. Hat einen sicheren Job als Bibliothekarin. Ein kleines Zimmer in einem Kloster., Freunde, geht auf Partys, hat gelegentlich etwas Spass mit Männern. Lebt ohne Risiko und ohne Leidenschaft.

Sonst nichts. Das wars, aufstehen, waschen, Essen, Arbeit, Essen, Fernsehen, schlafen....
Ihr Leben ist eintönig. Ihren Eltern zu liebe hat sie ihre grosse Leidenschaft, eine Pianistin zu sein aufgegeben. Ihr herausragendes Talent wurde mit 12 J. entdeckt, aber Ihre Mutter war der Meinung das man vom "Künstler sein" nicht leben kann. Sie studiert, macht ihr Diplom, und schlägt dann wieder ein tolles Angebot einer renommierten Firma aus und wählt Sicherheit. Dasselbe gilt für Ihre Beziehungen, ja nie zu tief, sich nie zu nahe kommen, nichts verbindliches.

Veronika hat alles so satt und beschließt ihr Leben ganz bewusst mit Tabletten zu beenden. Sie nimmt 4 Packungen, ganz langsam, eine
nach der anderen (um eventuell noch abbrechen zu können). Sie steht am Fenster und winkt einem jungen Mann zu, im letzten Moment aufkommende Zweifel schiebt sie beiseite.

Nach 2-wöchigem Koma erwacht sie in der dem privaten "Sanatorium" - Vilette (ein Irrenhaus). Angeschnallt, voll mit Schläuchen und mit Medikamenten und Beruhigungsmitteln vollgepumpt. Der Arzt erklärt ihr das sie nun einen schweren Herzfehler hat und ihr nur noch 5 Tage zu Leben verbleiben. Veronikas erste Gedanken, drehen sich darum wie sie Ihre misslungene Absicht vollenden kann, um nicht die 5 Tage noch warten zu müssen. Sie hat Angst davor sich doch noch in das Leben zu verlieben. Sie lernt andere "Verrückte" kennen und verliebt sich. Sie stellt fest des ein grosser Teil der "Insassen" nur hier ist, weil sie "draussen" in der "richtigen Welt" nicht klar kommen, hier aber alles Tun und Lassen können was sie wollen und sagen dürfen was sie denken, weil sie ja "Verrückte" sind und das dürfen. Es werden andere Verrückte vorgestellt mit ähnlichen, anderen zu liebe, oder aus Angst vor dem Risiko verdrängten Träumen, die dadurch zu Panikattacken uns Schizophrenie neigten.

Veronika hat mehrere Herzanfälle und beschliesst ihre letzten 12 Stunden mit dem schizophrenen Eduard in der Stadt zu verbringen und noch einige von den Dingen zu tun die sie immer wollte

Interessant ist der Klinikdirektor, der dieses Phänomen der Abstumpfung und Verbitterung untersucht und eine wissenschaftliche Arbeit darüber schreibt.

Coelho verarbeitet in diesem Roman sein eigenes Erleben, er selbst war in seiner Kindheit dreimal von seinen Eltern in eine Anstalt eingeliefert worden. Er versprach sich diese Erlebnisse einmal in einem Roman zu Thematisieren. So geht er auch auf die stupiden, Gefängnisartigen Zustände und Methoden ein. Ruhigstellung mit Medikamenten, Elektroschocks, gefährliche Therapien...

Auszüge

Ich kann neue Freunde finden und ihnen beibringen, verrückt zu sein, damit sie weise werden. Ich werde ihnen sagen, daß sie nicht die Anstandsregeln befolgen, sondern ihr eigenes Leben, Wünsche, Abenteuer entdecken und LEBEN sollen!

**************

»Bin ich geheilt?« »Nein. Sie sind jemand, der anders ist und den anderen gleichen möchte. Das ist meiner Meinung nach eine schwere Krankheit.« »Ist es schlimm, anders zu sein?« »Es ist schlimm, sich zu zwingen, wie die anderen zu sein. Das führt zu Neurosen, Psychosen, Paranoia. Es ist schlimm, wie die anderen sein zu wollen, weil das bedeutet, der Natur Gewalt anzutun, den Gesetzen Gottes zuwiderzuhandeln, der in allen Wäldern der Welt kein Blatt geschaffen hat, das dem anderen gleicht. Doch Sie finden, daß es Wahnsinn ist, anders zu sein, und haben deshalb Villete ausgesucht, um zu leben. Weil hier alle anders sind und Sie daher so sind wie die anderen. Haben Sie mich verstanden?«

»Weil sie nicht den Mut haben, anders zu sein, handeln Menschen gegen ihre Natur, und der Körper beginnt Vitriol zu produzieren - oder Bitterkeit, wie dieses Gift gemeinhin genannt wird.«

**************

Nun habe ich gestern nacht eine Frau Klavier spielen hören. Sie spielte meisterhaft. So habe ich selten jemanden spielen hören.

Während ich die Stücke anhörte, dachte ich an alle, die gelitten haben, um diese Sonaten, Preludien, Adagios zu komponieren, daran, wie sie ausgelacht wurden, wenn sie ihre Stücke - die anders waren - denen vorspielten, die in der Musikwelt das Sagen hatten. An die Schwierigkeiten und die Erniedrigungen, um jemanden zu finden, der ein Orchester finanzierte. An die Buhrufe, die sie von einem Publikum erhielten, das derartige Harmonien noch nicht gewohnt war.

Die Komponisten mögen es schwergehabt haben, doch diese junge Frau hat noch mehr gelitten, denn sie wußte, daß sie sehr bald sterben würde. Und ich, werde ich nicht auch sterben? Wo habe ich meine Seele gelassen, um die Musik meines Lebens mit der gleichen Begeisterung zu spielen?« … ... »Wo ist meine Seele geblieben?« fragte Mari. »In meiner Vergangenheit. In der Vorstellung von dem, was ich als mein Leben ansah. Meine Seele war in dem Augenblick gefangen, als ich ein Haus, einen Ehemann, eine Anstellung hatte, von der ich mich befreien wollte, jedoch nie den Mut hatte, es zu tun. Meine Seele befand sich in der Vergangenheit. Doch heute ist sie hier angelangt, und ich fühle sie wieder voller Begeisterung in meinem Körper. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Ich weiß nur, daß ich drei Jahre gebraucht habe, um zu begreifen, daß das Leben mich auf einen anderen Weg drängte, den ich nicht gehen wollte.«  


Fazit

Lasst uns das tun, was uns auf dem Herzen brennt, ohne uns um die (eventuell schlechte) Meinung der andern zu kümmern. Weine wenn dir danach ist, oder singe, gehe im Winter barfuß und trinke im Sommer Glühwein...

1 Kommentar:

  1. Hallo du! :-)

    Die Coelho-Bücher klingen alles sehr spannend! Ich glaube, da muss ich mir auch mal eins holen. Tolle Anregung!

    Liebe Grüße, Doro

    AntwortenLöschen