Dienstag, 14. Dezember 2010

Buch: Paulo Coelho - Der fünfte Berg...

...oder wer bin ich?

Der 23 jährige E. führt ein ruhiges Leben. Er ist Single, liebt seine Arbeit als Tischler in seiner kleinen Werkstatt, die ihm seine Eltern finanziert haben und arbeitet mit Leidenschaft. Die Erinnerungen an die Engelbegenungen in seiner Kindheit und die Worte des Priesters, er sei ein besonders berufener, ein Prophet, verblassen langsam. Die Eltern sind glücklich das diese "Spinnereien" ihres Kindes vorbeigegangen sind. Es ist das Jahr 870 v. Christus.

Doch eines Tages steht plötzlich wieder der Engel des Herrn in seiner Werkstatt. Und die Tragödie beginnt. Elia ist gehorsam (nicht überzeugt) geht zu Ahab und Isebel und überbringt ihnen die göttliche Botschaft - kein Regen, bis sich alle wieder dem Herren zugewandt haben. Er ist fasziniert von Isebels Schönheit, und wünscht sich ein so hübsches Wesen zur Frau.



Eine Verfolgung beginnt, 450 unbeugsame Priester und Propheten werden hingemetzelt, die andern haben sich vorher schon Baal zugewandt wegen der reichlichen Entschädigung oder nun unter Androhung des Todes. Elia hat sich mit einem Leviten versteckt und stirbt tausend Tode, während draussen die Soldaten umgehen. Sie entschliessen sich zu stellen um die Angst zu beenden. Durch ein wunder entkommt Elia und flieht in die Wüste. Auch dort wird er wundersam versorgt.

Er geht, auf das Wort des Engels hin, in das phönizische Zarpat (Akbar), kommt bei einer Witwe unter. Er verliebt sich...

Elia muss eine schwere Lektion lernen. Die Frage "Wer bin ich" hat nicht nur rein rethorischen Charakter, sondern ist wichtig für sein Überleben und seine Bestimmung. Er versteht das es nicht nur zureicht Gottes zu Ruf zu akzeptieren, sondern aus innerer Überzeugung zu bejahen und mit aller Kraft dafür kämpfen und mit Gott zu ringen...

Eine berührende Liebesgeschichte, eine Erzählung über den inneren Kampf.

Auszüge

»Unsere Seelen sind dem Schrecken und dem Tode verhaftet,  und dennoch ist es ein so schöner Tag«, sagte der Levit.  »Früher, als ich mit der Welt und mit Gott im reinen war, war es  oft unerträglich heiß, ließ der Wüstenwind meine Augen tränen,  und ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Nicht immer  paßt der Plan Gottes zu dem, was wir erleben und wie wir uns  fühlen. Doch bin ich mir sicher, daß Er für all dies einen Grund  hat.« 

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  »Hättest du nicht als Tischler gearbeitet, wärest du auch nicht  fähig gewesen, deine Seele aus dir heraustreten zu lassen, dir vorzustellen, du seist ein sprechender Rabe, und zu begreifen,  daß du besser und weiser bist, als du denkst«, war die Antwort.

»Weil du im Tischlern das Heilige entdeckt hast, das überall  ist.«  »Es hat mir schon immer gefallen, so zu tun, als spräche ich mit  den Tischen und Stühlen, die ich baute. Ist das nicht  ausreichend? Die Frau hatte recht, denn wenn ich mit ihnen  sprach, kam ich auf Gedanken, die mir nie zuvor in den Sinn  gekommen waren. Doch als ich begriff, daß ich Gott auf diese  Weise dienen könnte, da erschien der Engel, und ich... nun ja -  das Ende der Geschichte kennst du.«  »Der Engel ist erschienen, weil du für ihn bereit warst«,  entgegnete der Rabe.

»Ich war ein guter Tischler.«  »Das war Teil deiner Lehrzeit. Wenn ein Mensch seinem  Schicksal entgegengeht, muß er häufig die Richtung wechseln.  Manchmal sind die äußeren Umstände stärker und er muß  feige nachgeben. Das alles gehört mit zur Lehrzeit.« Elia hörte seiner Seele aufmerksam zu.  »Doch niemand darf aus den Augen verlieren, was er wirklich  will. Selbst wenn er manchmal glaubt, die Welt und die anderen  seien stärker. Das Geheimnis ist, nicht aufzugeben.«

»Ich wollte nie ein Prophet sein«, sagte Elia.  »Das wolltest du schon, aber du warst überzeugt, es sei  unmöglich oder gefährlich, undenkbar.«  »Warum sage ich mir Dinge, die ich nicht hören will?« rief Elia  und erhob sich abrupt.  Erschrocken flog der Vogel davon. 

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  »Wer bist du?«  »Ich weiß es nicht.«

Ein weiterer Mond starb und wurde am Himmel wiedergeboren.  Elia fühlte, daß sein Körper jetzt stärker war, sein Geist klarer.  In dieser Nacht wandte er sich an den Raben, der wieder auf  seinem gewohnten Zweig saß. Und er wiederholte die Frage,  die er vor einiger Zeit schon einmal gestellt hatte.

»Ich bin ein Prophet. Ich habe einen Engel gesehen, während  ich arbeitete, und ich kann nicht an dem zweifeln, was ich zu  tun in der Lage bin, selbst wenn die Menschen das Gegenteil  behaupten. Ich habe ein Massaker in meinem Land  hervorgerufen, weil ich die Geliebte meines Königs  herausgefordert habe. Ich bin in der Wüste  - wie ich vorher in  einer Tischlerwerkstatt war  -, weil meine Seele mir gesagt hat,  daß ein Mensch verschiedene Etappen durchlaufen muß, bevor  er sein Schicksal erfüllen kann.« »Ja, jetzt weißt du, wer du bist«, meinte der Rabe. 

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  »Ich bin es«, sagte Elia.  »Großartig. Willkommen in Akbar: Wenn wir etwas von Isebel  brauchen, bezahlen wir mit Eurem Kopf  - eine bessere Währung  gibt es nicht. Bis dahin sucht Euch eine Arbeit und  lernt, Euch selbst zu ernähren, denn hier haben wir keinen  Platz für Propheten.«

Elia wollte gerade hinausgehen, da sagte der Priester:  »Es scheint so, als wäre eine junge Frau aus Sidon mächtiger  als Euer Einziger Gott. Sie hat Baal einen Altar errichtet, und  nun knien die ehemaligen Priester vor ihm.«  »Alles wird geschehen, wie es der Herr gesagt hat«,  entgegnete der Prophet. 

»Es gibt Augenblicke, in denen in  unserem Leben Widrigkeiten auftauchen, die wir nicht  verhindern können. Doch alles hat seinen Grund.«  »Und welchen?«  »Das ist eine Frage, die wir erst beantworten können, wenn wir  die Schwierigkeiten überwunden haben, weder vorher noch  mittendrin. Erst nachträglich begreifen wir, warum es sie  gegeben hat.« 

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„Ich werde dir helfen, aber erst
wenn du die Entscheidungen triffst, die du treffen musst.“

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