Montag, 25. Oktober 2010

Freiheit und Sklaverei - ich brauche keine Gesetze

Warum brauchten die Israeliten Gesetze und Regeln? Sie kamen aus der Sklaverei, sie waren es nicht anders gewöhnt und konnten ohne nicht leben (siehe Goldenes Kalb!) Sie sollten in die Freiheit hinein wachsen. Das ist wie mit der Demokratie, die wenigsten sind bereit dafür, sie funktioniert nur mit freien Menschen, deswegen funktioniert sie so schlecht.

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit. 
(Marie von Ebner-Eschenbach)

Sind wir glückliche Sklaven? Regeln und Gebote geben Sicherheit, ersparen uns das Denken und nehmen uns Verantwortung ab. Freiheit bedeutet Unsicherheit, bedeutet Fehler zu machen, aber nicht daran zu verzweifeln, sondern darüber zu lachen und daraus zu lernen. Für Sklaven bedeutet (versehentlich oder absichtlich - egal!) Regelbruch, Gesetzesübertretung Strafe und Tod. Für den Freien bedeuten Fehler Erfahrung.




Freiheit braucht keine (zehn) Gebote, Regeln, Gesetzte. Freiheit bedeutet alles tun oder zu lassen (“freier Unwille”) was man will. Das klingt gefährlich. Aber nur das ist der Sinn und Kernpunkt der Freiheit - ohne (Inneren, äußeren, ….) Zwang etwas zu tun, aus freiem Willen. Freiheit ist in jedem Menschen “Genetisch” angelegt, aber nur der (von der Sklaverei des Gesetztes) “befreite” kann sie leben.

Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit; das ist der Grund, weshalb die meisten Menschen sich vor ihr fürchten. 
(George Bernard Shaw)

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern das er nicht tun muß, was er nicht will.
(Jean - Jacques Rousseau)

Aber ist der Freie dann ohne jegliche Richtung und Grenzen? Selbst der Freie lebt nicht ohne “Richtschnur” - er trägt das Gesetz (der Freiheit) in sich.

Man kann in wahrer Freiheit leben und doch nicht ungebunden sein.  
(Johann Wolfgang von Goethe)

Einer der alle Regeln kannte, aufs strengste danach lebte und sie verbittert verteidigte sagte später als Freier darüber: - SCHEISSE - skuballa. (Müll, Exkremente, Mist, Zurückweisung). Eine Menge Bibelübersetzungen mildern es ab: Verlust, Unrat, Dreck, Abschaum. (Phil 3,8)

Warum wohl verwendete Paulus eine solche Kraftausdrücke? Weil es genau das ist, den Unfreien führen die Gesetze in die Sklaverei, der Freie braucht nicht darüber nachdenken, für Ihn sind sie bedeutungslos!

Machen wir uns als die befreiten neue (religiöse) Gesetze? Leben wir gefangen in diesen Gesetzen und Regeln? Umgeben wir uns mit Menschen die nach Gesetzen leben? Ist unser Denken und Handel eingezwängt, haben wir einen Tunnelblick? Haben nur Mensche die sich an unsere (Spiel) Regeln halten zutritt zu unseren Versammlungen und Gemeinschaften? Bleiben die (bösen) Regelbrecher draußen, gerade die, für welche Jesus starb?

Lasst und darauf achten das wir uns nicht wieder unter neue (alte) Gesetze unterjochen lassen:

Gal 5:1  Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und laßt euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!

Freiheit hat immer etwas ungewisses, einen offenen Ausgang, Unwägbarkeiten. Regeln und Gesetze zeichnen den Weg genau vor , von der Wiege bis zur Bahre. Bei der Freiheit ist alles möglich. Ich muss dabei an die Wende denken, das war so ein Wahnsinns Gefühl, so ein Kribbeln, da war alles möglich und viel Gutes wurde gemacht, was so heute mit den starren Regeln unserer Demokratie nicht mehr möglich ist (Beispiel Naturschutzgebiete). Natürlich ist auch im gleichen Zug ne Menge Mist passiert. Unwissende Ossis wurden von ein paar gierigen Wessis übers Ohr gehauen….

Aber wenn wir Regeln und Gesetze starr befolgen sind wir doch nichts anderes als programmierte Maschinen, denn nichts anderes tun diese. Wenn für ein Ereignis keine Regel vorliegt, versagen die Programme (exeption….) dann muss neu programmiert, geregelt werden.

Aber wenn Regeln den Charakter von Leitlinien, Handlungsempfehlungen haben und man noch denken und entscheiden darf & kann, dann kann Demokratie, Freiheit funktionieren.

Leider ist das auch oft das Problem in den sogenannten “neuen” Gemeinden. Am Anfang grenzt man sich ab, man ist NEU, anders. Macht die Dinge besser, richtiger, weis mehr. Aber mit der Zeit stellt man fest das es doch nicht so schön ist, so alleine da draußen. Man will auch dazugehören (Identitätsfindung durch Abgrenzung und Anpassung à ganz normaler Prozess in der menschlichen Entwicklung), man ist auf der Suche nach einer Identität als Gemeinde (berechtigterweise).

Und um dazuzugehören übernimmt Denkweisen, Riten/Symbolhandlungen (die ihre Berechtigung haben und wichtig sind - unser (auch das nichtreligiöse) Leben ist voll davon), man tritt gemeinsamen Gruppen oder Dachverbänden bei, oder gründet selber welche und ganz schnell ist man  ungewollt nicht mehr neu, obwohl sich (zumindest gefühlt) so viel gar nicht geändert hat.

Man muss darauf achten das sich die Regeln die man (notwendigerweise?) eingeführt hat nicht verselbständigen und man das Denken und vor allem das Fragen stellen (sich selbst und anderen) nicht verlernt. Dann bleibt man “neu”. Beständige Reformation, Sachverhalte, Strukturen überdenken und prüfen und gegebenenfalls anpassen, abändern oder gar ersetzen oder aufheben.

Die Regel muss der Sache dienen nicht umgekehrt. Sie ist ein Hilfskonstrukt nicht Hauptsache. Sie soll das gemeinsame Leben das miteinander erleichtern, grundlegende Sachen “regeln” - man verändert das Fundament eines (neugebauten) Hauses auch nicht ständig, aber an der Einrichtung oder der Dekoration kann man ständig arbeiten. Vielleicht baut man an oder die eine oder andere Wand wird herausgerissen…..

Das Problem ist das wir alle unser “Leben” mitbringen (Erfahrungen, Erziehung, Traditionen, erlerntes) und das dies bewusst und unbewusst in unsere “neue” Gemeinde, in unsere Art zu Denken, zu leiten und zu entscheiden einfließt. Wir dürfen dabei nicht verlernen zu (hinter)fragen, nachzudenken und Sachen auch mal von der “anderen” Seite (der Seite unserer “Kontrahenten”?) zu betrachten…

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